Menschen kommen und gehen, das ist uns allen vollkommen klar. Wir werden geboren, und sterben. Wir treffen einander und gehen wieder auseinander. Unser Leben ist wie die Gezeiten. Alles kommt und geht. Nur nicht vom Mond gesteuert, sondern von einer höheren Macht. Oder vielleicht weil es eben einfach so sein muss. Genauso wenig wie wir den Tod anzweifeln, genauso groß ist die Hoffnung es würde einmal anders laufen. Wir haben Freunde, Partner, Familie und entgegen aller Logik und Wahrscheinlichkeiten hoffen wir dieses eine Mal wäre eine Ausnahme. Unsere Eltern sterben nicht, und unsere Beziehungen halten ewig. Manchmal sieht es sogar so aus als könnte es klappen: ein Verwandter überlebt eine eigentlich tödlich verlaufende Krankheit, oder eine verloren-geglaubte Freundschaft lebt wieder auf. Doch von Dauer kann dieses Glück gar nicht sein. Der Mensch verfällt weiter, und die nächste Krankheit wird er nicht überleben, die neu auferstandene Freundschaft versandet, denn in Zeiten der Distanz hat sich zu viel verändert. Worin also liegt der Sinn, wenn doch alles woran man sich festhält vergeht?
Vielleicht darin, eben dies nicht zu tun. Sich nicht festzuhalten, sondern zu akzeptieren, dass alles endlich ist. Nicht länger an Menschen klammern, nur weil die surreale Hoffnung besteht es könne wieder besser werden, sondern lächelnd Abschied zu nehmen, in dem Wissen, dass es nicht die letzte Freundschaft gewesen sein wird, und dass wenn doch, es dennoch besser ist dieses Kapitel abzuschließen als die selben Seiten wieder und wieder zu lesen, obwohl längst keine neuen Erkenntnisse mehr zu finden sind. Wer die sich Ewigkeit erhofft ist gefangen in einer immer wiederkehrenden Schleife aus Enttäuschung. 'ich dachte dieses Mal wäre es für immer'. Doch es gibt kein für immer, hat es nie und wird es auch nicht. Selbst die Menschheit wird irgendwann nur ein winziges Sandkorn im Ozean der Zeit sein. Wie dumm ist es also auf Endlosigkeit zu hoffen, wenn doch vollkommen klar ist, dass Alles ein Ende hat. Es bleibt aber die Hoffnung einen Menschen zu finden, dessen Endlichkeit genauso bemessen ist wie die eigene. Der Fehler des Menschen scheint der Glaube an diesen einen Menschen zu sein, mit dem man sein ganzes Leben teilt, der auftaucht und erst durch den Tod wieder von uns geht, denn diese Hoffnung ist wohl jene die am häufigsten enttäuscht wird. Wir arrangieren uns mit dem Ende eines Buches, eines Filmes, einer Serie, der Jahreszeiten, und das Ende des Jahres feiern wir sogar. Letztendlich akzeptieren wir auch das Ende des Lebens an sich. Wieso also fällt es uns so schwer zu akzeptieren, dass auch Beziehungen zwischen Menschen enden?