Veränderung ist gut - Veränderung tut weh



Ich verliebe mich oft, aber immer in die falschen. Das ist so eine Standardaussage ich weiß. Das Bild dazu ist dann das verheulte Girl mit der Weinflasche in der Hand. Aber so meine ich das nicht. Ich bin weder verzweifelt noch wirklich traurig darüber, vielmehr ist es eine sachliche Feststellung. Aber was ist schon falsch.. oder richtig? Das sind doch alles dehnbare Begriffe, quasi Richtwerte, die aber niemals allgemeingültig formuliert werden können. Wenn ich sage ich verliebe mich in die falschen Menschen, dann meine ich, in Menschen die mich nicht so akzeptieren wie ich bin, die mich gar nicht wirklich kennenlernen wollen, deren Interesse flüchtig und oberflächlich ist oder deren Lebenseinstellung einfach überhaupt nicht zu meiner passt.
Und wenn es dann vorbei geht, wenn ich verliebt und allein da sitze und endlich eingestehe, dass das nichts werden kann, dass ich so nicht weiter machen kann und die rosa Blase zerplatzt, naja.. dann tut das weh. Und alles verändert sich. Ich empfinde Trotz, wenn ich nach 4h auf mein Handy schaue und da keine Nachricht ist, oder fühle mich frei, wenn ich etwas tue, von dem ich weiß, dass ich es vor kurzem wegen meiner Verblendung noch nicht konnte. Und gleichzeitig versuche ich mich an kleine Zeichen zu klammern, an Dinge die da vorher nicht waren, und die doch ganz sicher etwas zu bedeuten haben. Ich bemerke aber, dass ich desillusioniert bin, daran ändert auch ein kleiner Schwarm Schmetterlinge nichts. Und ich weiß, dass es gut ist zu merken was mir nicht gut tut und den Abstand zulassen zu können, aber im gleichen Moment schmerzt es. Ich stelle es mir vor wie eine tiefe Wunde, sie heilt, sie verändert sich und wird zur Narbe, aber auch wenn sich alles zum besseren entwickelt tut es weh. Heilungsschmerz nennt man das wohl, je länger ich darüber nachdenke desto absurder und gleichzeitig logischer erscheint mir dieses Wort. Und auch die Narbe wir noch eine Weile weh tun. Irgendwann vielleicht nur noch bei Wetterumschwüngen, bei Stimmungswechseln, und ich werde dann vielleicht denken, dass die Veränderung schlecht war, weil es juckt, brennt oder schmerzt, aber letztendlich ist die Situation eine bessere. Veränderung ist gut.

Ich habe Angst - das ist eine der vorherrschenden Emotionen meines Lebens. Angst verlassen oder verletzt zu werden, Angst nicht akzeptiert und nicht geliebt zu werden. Ich laufe gerne weg. Vor allem vor den Menschen die aufrichtig sind und bei denen ich spüre, ich könnte Gefahr laufen ihnen tatsächlich zu vertrauen, mich zu öffnen. Vielleicht klingt es absurd aus dem Mund, oder mehr so den Fingern einer Person die scheinbar ziemlich viel von sich im Internet teilt, aber das hier online, das ist nicht die ganze Wahrheit. Außerdem fällt es mir leichter alles was mich bewegt in die Weiten des Internets zu werfen, als mich jemandem gegenüber zu setzen und zu reden. Jemandem etwas anzuvertrauen, und es einfach der breiten Masse zur Verfügung zu stellen, das ist ein Unterschied, der vielen Menschen nicht bewusst ist. Mir umso mehr. Wenn ich hier schreibe, dann kann ich sagen ich tu das für mich, nicht mit dem Ziel irgendjemandem etwas anzuvertrauen, im persönlichen Gespräch ist das anders. Ich fühle mich nicht verletzlich wenn ich über scheinbar sehr private Dinge schreibe, sehr wohl aber wenn ich selbiges jemandem ins Gesicht sagen soll. Ich weiß nicht ob ich damit umgehen könnte, jemanden zu verlieren mit dem ich über sowas reden kann. Online weiß ich nicht wem ich diese Dinge gerade anvertraue, da sind ein paar anonyme Menschen, die kommen und gehen und die ich nicht kenne. Vielleicht finde ich es deshalb so irritierend, wenn mich Menschen aus dem realen Leben auf Sachen ansprechen die ich hier geschrieben habe.
Wenn ich nicht gerade weglaufe, dann verstecke ich mich gern. Hinter meinem Laptop und einem hübschen Blogdesign, und hinter Worten. ''ich weiß nicht'' benutze ich sehr gern, vor Allem wenn ich verletzt bin oder angst habe jemandem ein schlechtes Gefühl zu geben. Wenn mir jemand gerade sprichwörtlich das Herz herausgerissen hat, und mich dann fragt ob es mir gut geht, würde ich vermutlich mit ''Ich weiß nicht '' antworten, obwohl ich sehr wohl weiß wie es mir geht, ich will nur einfach nicht zugeben, dass ich getroffen wurde und, viel wichtiger, möchte ich nicht, dass sich ein anderer Mensch meinetwegen mies fühlt.
Aber jemandem vertrauen, habe ich in den letzten Tagen herausgefunden, bedeutet nicht nur persönliches zu teilen, zu sagen was man fühlt, sondern auch aufrichtig zu sein und auch Gedanken auszusprechen die womöglich negative Konsequenzen nach sich ziehen könnten. Ich habe außerdem gelernt, dass Vertrauen eine Entscheidung ist und naja.. ich habe mich entschieden zu vertrauen.

Ich habe Angst, und es tut weh, aber Veränderung ist gut und zum ersten Mal seit langem, habe ich wieder vertrauen in einen anderen Menschen.
Und ich würde gern behaupten, dass es sich gut anfühlt und ich in eine strahlende Zukunft blicke, aber ich starre seit 15 Minuten auf diesen Bildschirm und versuche mich zu überwinden auf ''veröffentlichen'' zu klicken. Gerade fühlt es sich an, als würde ich einem Menschen vollkommen verletzlich gegenüber sitzen und darauf warten was passiert. Was, wenn ich nicht bereit bin?

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