fick dich Schamgefühl!

Manchmal wünsche ich mir einfach ich könnte irgendwo in der Wildnis verschwinden und dort das perfekte Leben leben. Keine anderen Menschen, keine Erwartungen, keine Regeln und niemand der mich verurteilt. Ich könnte 4 Wochen lang nicht duschen ohne dass sich jemand beschwert, niemand würde fragen was ich mit meinem Leben mache, und nichts was ich tue wäre irgendwie unangenehm. In den Momenten in denen ich darüber nachdenke komme ich mir so wahnsinnig eingesperrt vor. Ich meine, klar, ich bin frei, ich kann so vieles tun habe kaum Zwänge um mich herum, aber ich habe so viel Angst. Ich habe Angst davor in der Öffentlichkeit, unterwegs, oder selbst bei Freunden zu essen, weil was wenn ich danach zur Toilette gehen muss, weil ich irgendetwas nicht vertragen habe? Ich habe Angst davor ungeschminkt draußen herum zu laufen, wenn meine Haut schlechter ist, weil was denken andere Menschen? Nicht nur über mich, auch über meine Eltern. Wenn mich jemand fragt was ich mit meinem Leben mache, muss ich genau nachdenken was ich antworte, denn ich will niemanden in eine unangenehme Situation bringen. Meine Eltern wollen sicher nicht, dass über ihr nutzloses Kind getratscht wird. Ich habe Angst vor anderen Menschen zu pupsen. Das klingt jetzt witzig, aber wieso ist das überhaupt ein Problem? Ich meine, jeder Mensch tut das jeden Tag mehrfach. Warum ist das mit so viel Scham verbunden? Wieso gibt es sowas wie Scham überhaupt? Ich habe Angst davor im Sommer kurze Hosen zu tragen, weil ich unattraktiv sein könnte. Meine Oberschenkel sind zu fett, und zu blass. Sie sind einfach unansehnlich und deshalb schwitze ich schon seit Jahren lieber wie bekloppt als eine Shorts zu tragen. Das selbe gilt für Oberteile. Über ein Top ziehe ich lieber noch eine dünne Jacke, sonst sieht vielleicht jemand, dass ich mich nicht rasiere und findet es abstoßend.
Da draußen, in der Wildnis, hätte ich auch Angst. Aber dort wäre sie vollkommen natürlich. Ich hätte Angst zu verhungern, weil ich nicht genug essbare Pflanzen finde, oder meine Ernte von Schädlingen zerstört wurde, oder ich ein Tier töten muss und mich dabei schwer tue. Ich hätte vielleicht Angst vor der Dunkelheit, weil da so viele Gefahren lauern können, oder vor dem Wetter. Ich hätte Angst um mein Wohlergehen und mein Überleben. Das erscheint mir angemessen.
All diese sozialen Ängste hingegen sind so wahnsinnig sinnlos.
Ich meine, ich muss lernen irgendwo anders als zuhause zu essen. Ich laufe lieber 18h ohne Nahrungsaufnahme durch die Gegend als das Risiko einzugehen auf die Toilette zu müssen, während andere Menchen in der Nähe sind. Was ist das für eine verkorkste Welt, dass ich das jetzt mit 22 Jahren lernen muss?
Ich war noch nicht mal länger als 2 Nächte irgendwo campen, aber denke eher darüber nach ein wirklich körperlich anstrengendes Leben zu führen bei dem es jeden Tag aufs neue ums Überleben geht, als darüber mein unsinniges Schamgefühl zu überwinden.
Ich will nicht mehr weglaufen.
Ich will lernen zu leben.

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