Alles kein Weltuntergang

 Content Warning: Beziehungsgewalt, toxische Beziehung, Abuse / Missbrauch, Selbstverletzung, Suizid

Bitte lies das nicht oder nur in Gegenwart einer Bezugsperson, wenn dich diese Themen triggern, oder du selbst damit Erfahrungen gemacht hast. Auch wenn du denkst es geht dir gut, kann es dich retraumatisieren darüber zu lesen. Dieser Text beinhaltet grafische Beschreibungen. Bitte pass auf dich auf!

Ein Foto gegen einen dunkelblauen Nachthimmel. Links und rechts Schatten der Blätter von 2 Laubbäumen.


Das ist keine Liebe. Ich sag es mir immer wieder, ich würde es mir gern in mein Gehirn tätowieren, auf dass es endlich, endlich wirklich bei mir ankommt. Liebe tut nicht weh. Liebe verschwindet nicht einfach und taucht wieder auf, wenn die Reserven aufgebraucht sind. Du musst verzeihen um los lassen zu können, funktioniert nicht, wenn alles in mir schreit "er kann ja nichts dafür, es ist ja keine Absicht". Wie fragil die menschliche Psyche ist, dass eine Person es schafft sie so zerfallen zu lassen. "Und denken sie immer noch, dass er der Mann ihres Lebens ist?" fragt die Psychologin lächelnd, und sie nickt als ich antworte "nein ich hoffe ich höre nie wieder etwas von ihm", und das ist nicht mal gelogen. Aber ich höre ihn. Jeden Tag, jede Nacht. Und ich wünschte ich könnte Alt F4 drücken und dann einfach die ganze Festplatte in mir formatieren. Alles vergessen. Seine Art zu reden, sein Lächeln, sein Gesicht wie es sich verzieht wenn er mal wieder nicht Schuld ist. Wer hätte das gedacht? Es ist keine Liebe wenn du lieber mit dir selbst Schluss machen willst, als mit diesem anderen Menschen. Und er schafft es immer noch. Obwohl ich sein Handbuch gelesen hab, trifft es trotzdem immer wieder genau ins Schwarze. Ich weiß genau was als nächstes kommt, und wenn er es dann sagt, kommt es trotzdem aus dem Nichts. Und obwohl da nichts zum festhalten ist, klammer ich mich mit den Fingernägeln an die Fassade, die langsam auseinander bricht. Und manchmal ist alles was passiert ist einfach nur schlecht. Und dann winde ich mich und will einfach nur dass es aufhört. Und manchmal ist alles einfach nur gut, und dann winde ich mich und will vergessen, dass das ein Trugbild ist. Es bringt nichts, zu sagen "es war nicht alles schlecht", wenn das Gute nur da war, damit mehr schlechtes passieren kann. Wie soll ein Mensch darüber hinweg kommen, dass alles immer nur unecht war? Wie erkenne ich die Wahrheit, wenn ich bisher nur Lügen kenne? Was ist dir lieber? Eine Faust im Gesicht, oder ein giftiger Parasit in deinem Gehirn? Aber eigentlich ist ja alles gar nicht so schlimm. Gewalt, das klingt so groß, wie ein Stein der dir auf den Kopf fällt, aber eigentlich ist es ja nur ein Ameisenhaufen unter dem ich begraben liege. 


Wohin gehst du wenn die Welt untergeht? Und wohin, wenn du merkst, dass sie längst untergegangen ist?